Neben uns die Sintflut

07. Januar 2019

Am 20.12.2018 war der Soziologe Prof. Stephan Lessenich am Landschulheim Marquartstein zu Gast, um der Q11 seine Thesen zur "Externalisierungsgesellschaft" vorzustellen und diese mit den Schülerinnen und Schülern zu diskutieren.

Ausgangspunkt hierfür war ein Ereignis von 2015: Der Dammbruch in einem brasilianischen Bergbaugebiet, in dessen Folge 60 Millionen Kubikmeter schwermetallhaltigen Schlamms die umliegenden Siedlungen überschwemmten und sich schließlich in den Fluss Rio Doce ergossen.

Ausgehend von diesem Beispiel gab Prof. Lessenich seinen Zuhörern einen Einblick in jene weltwirtschaftlichen Zusammenhänge, die er in seinem Buch "Neben uns die Sintflut" in den Blick nimmt:

 

"Es geht um den Einblick in Zusammenhänge, die Einsicht in Abhängigkeiten, in globale Beziehungsstrukturen und Wechselwirkungen. Es geht um die andere Seite der westlichen Moderne, um ihr 'dunkles Gesicht', um ihre Verankerung in den Strukturen und Mechanismen kolonialer Herrschaft über den Rest der Welt. Es geht um Reichtumsproduktion auf Kosten und Lasten des 'Fortschritts'. Und es geht um eine weitere, dritte Geschichte: um die Abwehr des Wissens aus unserem Bewusstsein, um ihre Tilgung aus den gesellschaftlichen Erzählungen individuellen und kollektiven 'Erfolgs'." ( S.17)

 

Die vielen und guten Nachfragen im Anschluss an Lesung und Vortrag zeigten, dass die Thematik bei den Schülerinnen und Schülern auf nachhaltiges Interesse stieß - so beklemmend diese auch ist. Dabei betonte Prof. Lessenich aber immer wieder, dass es ihm als Wissenschaftler nicht um moralische Bewertung der dargestellten Zusammenhänge gehe, sondern um deren Analyse.

 

Text und Bild: Volker Pöhlmann